ECC-Box 01/2024 - Interview mit den Gründern des Sloth Tropical Dry Gins

Den Sloth Tropical Dry Gin haben wir Dir ja schon vorgestellt. Höchste Zeit auch die beiden Gründer ein bisschen besser kennenzulernen. Wir durften fragen, Maurice und Jerome haben geantwortet.

Lasst uns ganz vorne starten: Bevor der Sloth Gin das Licht des Marktes erblickte, habt ihr zwei Pop-up Gin Bars in Zürich betrieben. Wie kam's dazu? Wart ihr schon vorher in der Gastro tätig?

Wir haben schon immer gerne Freunde bekocht und zu leckeren Cocktails eingeladen. Unseren Background haben wir jedoch beide im Banking. Wir haben lange zusammen in einer WG gewohnt und hatten damals schon eine Sammlung von über 100 verschiedenen Gins. Der Traum von einer eigenen Bar war immer da und als sich die Möglichkeit bot, eine alte Schalterhalle einer ehemaligen Privatbank zu nutzen, haben wir das als Zeichen gesehen und unsere erste Gin Bar für einen Monat eröffnet.

Ein paar Jahre später hatten wir dann für ein Jahr eine kleine Bar namens «Gin Fabrik» an der Zürcher Bahnhofsstraße. Aktuell arbeiten wir beide nicht im Gastrobereich, sind aber immer offen für neue Projekte und spannende Herausforderungen.

Und das war damals der eigene Gin. Wie lange hat der Prozess von der Idee bis zum Produkt gedauert - besonders vor dem Hintergrund der nachhaltigen Projekte, die ihr unterstützt? Die musstet ihr ja erst mal finden?

Auf verschiedenen Reisen in Zentralamerika haben wir immer wieder Faultier-Rettungsstationen besucht und dort gesehen, wie sich die freiwilligen Helfer mit großem Engagement um die verletzten Tiere kümmern. Die Idee für den Sloth Gin entstand dann vor etwa fünf Jahren während eines Flugs und musste zuerst nochmals ein Jahr reifen, bevor wir Ende 2019 mit der Umsetzung begonnen haben. Da wir damals bereits leidenschaftliche Gin Sammler waren und die besten Gins mit den schönsten Designs der Welt in unserer Sammlung hatten, war uns von Anfang an klar, dass wir einen Gin erschaffen möchten, welcher in der Rezeptur, dem Design, dem Branding und mit seiner Geschichte mit der Elite mithalten kann.

Zwei Jahre lang haben wir an Logo, Flaschen-Design und Rezeptur gearbeitet und in unserer kleinen 2-Liter-Destille dutzende Gins produziert, bis wir endlich zufrieden waren. Danach haben wir 2022 zusammen mit unserem Partner in Hamburg in einem 100-jährigen Destillier-Betrieb unsere erste große Batch Sloth Gin produziert und abgefüllt.

Wir wollten nicht nur einen weiteren Gin auf den Markt bringen, sondern auch etwas Gutes damit verbinden – und das hat Zeit gebraucht, um es richtig zu machen. Die Faultier-Projekte, welche wir unterstützen, kennen wir schon seit langem und wir haben bereits vor unserem Gin viele Faultiere adoptiert und Bäume gepflanzt. Seit dem Start von Sloth Gin konnten wir diese Unterstützung glücklicherweise stark ausweiten und somit bereits jetzt verschiedenste Projekte unterstützen.

Bei der enormen Artenvielfalt in den Tropen: Wieso habt ihr gerade das Faultier ausgewählt?

Wir waren immer schon begeistert von Zentralamerika und der Karibik. Auf verschiedenen Reisen in Panama und Costa Rica sind wir immer mehr mit den Faultieren in Kontakt gekommen. An vielen Orten in Costa Rica gibt es sogenannte Sloth Sanctuaries und Rescue Center, wo verletzte Faultiere aufgenommen und behandelt werden. Beim Besuch einer dieser Auffangstationen haben wir sehr viel über diese Tiere gelernt und gemerkt, dass diese einzigartigen Fellnasen viele interessante und auch witzige Eigenheiten haben, welche sie für uns zu absoluten Lieblingstieren gemacht haben. So sind Faultiere zum Beispiel sehr gute Schwimmer und können bis zu 40 Minuten die Luft anhalten. Und sie gehen nur einmal pro Woche aufs stille Örtchen, was sie jedes Mal mehrere Stunden Zeit kostet!

Viele Menschen mögen Faultiere mit ihrem ikonischen Gesichtsausdruck, doch fast niemandem ist bewusst, dass sie eine gefährdete Tierart sind. Menschliche Einflüsse und Umweltveränderungen, wie die immensen Rodungen der tropischen Regenwälder verschlingen ihren Lebensraum, so dass sie immer häufiger gezwungen sind beispielweise Straßen auf dem Boden zu überqueren und sich dabei großen Gefahren auszusetzen. Faultiere sind einfach eine Inspiration für uns, bewusster mit der Natur umzugehen und sie zu schützen.

Und naja, ihre gemütliche Lebensweise gefällt uns auch ganz gut! Ganz nach unserem Motto: Don’t Hurry, Be Happy! Als wir uns dann entschieden haben, einen Gin mit einer tropischen Note zu produzieren, haben wir sofort gewusst, dass wir für unseren Gin das Faultier als Marke haben wollen, um diese schrulligen Waldbewohner damit unterstützen zu können.

Ihr habt auch einen alkoholfreien Gin auf den Markt gebracht. Wie kamt ihr zu dieser Entscheidung?

In unserem Freundeskreis gibt es Personen, die keinen Alkohol trinken und auch Schwangere und junge Mütter, die dennoch gerne einen leckeren Drink genießen möchten. Wir wollen niemanden ausschließen und es jedem ermöglichen, einen köstlichen Cocktail oder Gin Tonic zu trinken.

Dabei muss man den Konsumenten aber auch immer klar mitteilen, dass eine alkoholfreie Alternative nicht 1 zu 1 mit einem Gin verglichen werden kann, da Alkohol immer ein starker Geschmacksträger ist und unser Sloth Spirit nur natürliche Destillate und Aromen enthält.

Was ist jeweils euer Perfect Serve mit eurem Sloth Tropical Dry Gin?

Jerome: Neben dem klassischen Gin Tonic (am liebsten mit dem mediterranean Tonic von Fever Tree) liebe ich Mate als Mischgetränk. Es passt perfekt zu unserem leicht tropisch angehauchten Faultier-Gin. Mein Tipp ist, Mate noch mit Ingwer zu verfeinern und schön kalt zu genießen.

Maurice: Ich stehe auf Gin Fizz und alle möglichen fruchtigen Variationen davon. Ich shake dafür 5cl Sloth Gin, 3cl Limettensaft und 2cl Zuckersirup auf Eis und toppe das Ganze in einem Longdrink Glas mit ein bisschen Sprudelwasser. Dabei experimentiere ich auch gerne mit verschiedenen zusätzlichen Zutaten wie Beeren, Passionsfrucht, Ananas und mehr. Wer es gerne noch schaumiger / cremiger hat, kann auch noch ein Eiweiß mit in den Shaker geben. Ich liebe es!

Wer hat euch bei eurer Arbeit bisher am meisten beeinflusst?

Jerome: Die Arbeit der Sloth Conservation Foundation in Costa Rica hat mich wirklich tief beeindruckt. Ihr unermüdlicher Einsatz für den Schutz der Faultiere und ihrer Lebensräume zeigt, wie wichtig es ist, sich für bedrohte Arten einzusetzen. Diese Herzensangelegenheit hat mich dazu inspiriert, unseren Faultier Gin zu produzieren und der Umwelt dabei etwas zurückzugeben.

Maurice: Die jungen, coolen Gin-Brands wie Gin Sul oder Le Tribute sind unsere Vorbilder! Ihre innovativen Ansätze haben uns dazu motiviert, etwas eigenes zu kreieren und uns motiviert dabei neue Wege zu gehen. In Zürich haben wir mit Turicum und Deux Frères zwei weitere junge Gin Produzenten, welche wir in den vergangenen Jahren kennenlernen konnten.

Wenn wir gerade schon über junge Gin Produzenten sprechen: Wie würdet ihr die Entwicklung des Schweizer Spirituosen-Marktes in den letzten Jahren beschreiben?

Es ist eine aufregende Zeit! Ständig tauchen neue Produkte und Weiterentwicklungen auf. Viele kleine Brands wie wir versuchen ihr Glück – einige bleiben, andere verschwinden nach kurzer Zeit wieder. Gin bleibt ein Evergreen, aber der Trend geht momentan in Richtung „weniger ist mehr“ bei Alkohol und Kalorien in Getränken. Wir setzen darauf, weder beim Gin noch bei unserer alkoholfreien Alternative Zucker oder künstliche Zusatzstoffe zu verwenden. Der klassische Gin Tonic hatte einen großen Hype in den letzten Jahren und ist wieder etwas am zurückgehen. Uns ist deshalb besonders wichtig, den Konsumenten aufzuzeigen, dass Gin viel mehr als nur Gin Tonic sein kann und dass er in vielen Cocktails oder auch mit anderen Mischgetränken eine große Bereicherung ist.

Würdet ihr am Gin-Markt etwas ändern, wenn ihr könntet? Oder seid ihr mit den Trends und Entwicklungen zufrieden?

Neue interessante Getränke auf dem Markt sind definitiv cool! Sie halten die Konsumenten neugierig und es ist inspirierend zu sehen, was andere für Innovationen entwickeln. Es ist nur etwas frustrierend, wenn große Marken mit riesigen Budgets wie beispielsweise Malfy Gin plötzlich den Markt überfluten und Millionen in Kampagnen investieren. Als kleines Startup mit begrenztem Budget haben wir da kaum eine Chance mitzuhalten, aber das gehört dazu. Wir sind davon überzeugt, dass noch viele weitere interessante Gin Variationen auf den Markt kommen werden und sind gespannt darauf.

Was ist euer persönlicher Ratschlag für Gin-Anfänger?

Besorgt euch 4 Flaschen Gin aus unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, von süß bis sauer und von blumig bis herb-komplex. Danach macht ihr euch vier kleine Gin-Tonics mit einem milden Tonic und degustiert alle zusammen. So könnt ihr die Vielfalt des Gins am besten erleben und kennenlernen. Ganz wichtig bei Gin Tonic: Das richtige Tonic ist entscheidend, da es ¾ des gesamten Drinks ausmacht. Versucht nicht, alle Gins mit dem Standard Schweppes zu mixen – experimentiert lieber mit verschiedenen Tonics oder auch mit anderen Mischgetränken.

Und noch als abschließender Tipp: Das Auge trinkt mit. Darum nehmt euch die Zeit und nehmt eine Limette oder eine Sternfrucht gepaart mit einer frischen Spitze Pfefferminz zum Garnieren eures Cocktails. Es lohnt sich!

Last but not least: Unsere Standardfrage! Welche drei anderen Gins stehen in eurer Hausbar? Und warum gerade diese drei?

Maurice: Gin Sul, Deux Frères und Ironballs Gin sind meine drei Lieblings-Gins.

  • Gin Sul ist so wunderbar zitronig mit Zutaten aus Portugal und die Steingut Flasche passt zur Hamburger Herkunft.
  • Deux Frères wir hergestellt von zwei Brüdern aus Zürich und ist einer der einzigen Gins in meiner Sammlung mit einer floralen Note. Und das Coolste daran ist, das ein Botanical auf den PH-Wert des Tonics reagiert und den Gin Tonic somit Lila bis Blau einfärbt.
  • Ironballs hat eines der einzigartigsten Designs und wird im Herzen von Bangkok produziert. Ich habe selbst mal 6 Monate in Bangkok gelebt und bin daher vielleicht ein bisschen voreingenommen. Geschmacklich überzeugt mich Ironballs durch die seltene Kombination mit Ananas, welche den Gin zu einem richtigen Geschmackserlebnis macht.

Jerome: Gin Mare, Tribute Gin und Hendricks Gin sind meine Top 3.

  • Gin Mare ist einfach fantastisch, eine Mischung aus mediterranen Kräutern und sonnengereiften Zitrusfrüchten aus Spanien. Perfekt serviert in einer großen Copa mit einem frischen Rosmarinzweig.
  • Le Tribute Gin ist ebenfalls aus Spanien, ist weniger herb, dafür aber umso fruchtiger mit einer erfrischenden Zitrusnote von Mandarinen und Zitronengras. Außerdem kommt er in einer wunderschönen Flasche daher.
  • Und dann ist da noch Hendricks Gin, zu dem man nicht viel sagen muss. Seine komplexe Gin-Note in Kombination mit den lieblichen Aromen von Gurke und Rosenblättern hat uns schon bei vielen gemütlichen Abenden begleitet.

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