ECC-Box 04/2024 Interview mit den Gründern des Spirits Lab Bavaria
Wir haben es im letzten Blogpost schon angeteasert: Hier kommt unser Interview mit Fabian Klohs & Markus Oswald vom Spirits Lab Bavaria. Fabian ist der Gründer von Bassa Baviera, seinen Amaro hast Du eventuell schon in unserer Juli-Box des Jahres 2021 kennengelernt. Markus gehört die Monk Distillery. Jetzt haben sich die beiden Bayern im Joint Venture zusammengetan und als Spirits Lab Bavaria den Cielo Vermouth auf den Markt gebracht, der als zusätzliches Goodie neben Gin und zwei Fillern Teil unserer ECC-Geburtstagsbox 04/2024 war.
Für uns ist diese Kombi trotz des noch jungen Jahres wohl einer der spannendste Zusammenschlüsse auf dem deutschen Craft Spirits Markt - und definitiv Grund genug mal mit ein paar Fragen hinter die Kulissen zu schauen.
Wie bei jeder guten Lovestory fangen wir vorne an: Wie habt ihr beiden euch kennengelernt?
Fabian und Markus: Wir haben uns auf einer Messe kennengelernt. Das beiderseitige Interesse an den Produkten des anderen hat uns dann spontan zu einer kleinen Negroni Session gebracht. Wir waren uns sofort sympathisch und haben gemerkt, dass wir beide auf derselben Flughöhe sind. Der Rest ist Geschichte...
Könnt ihr für Laien in wenigen Worten erklären wie euer Joint-Venture funktioniert? Bleibt ihr auch im Rahmen des Labs jeweils für die von euch gegründeten Marken (Bassa Baviera bei Dir, Markus, und die Monk Distillery bei Dir, Fabian) allein zuständig oder entscheidet ihr ab jetzt alles zusammen?
Markus: Ab jetzt sind wir Eins. 😊 Wir haben gemeinsam die Spirits Lab Bavaria GmbH & Co. KG gegründet und werden auch gemeinschaftlich Entscheidungen über unsere einzelnen Marken treffen. Aber es bleibt der Respekt vor dem „Baby“ des anderen, das heißt bei den schon bestehenden Produkten der jeweils selbst gegründeten Marken hat der ursprüngliche Gründer das letzte Wort. Das versteht sich aber von selbst.
Was hat sich für euch seit der Gründung des Spirits Lab Bavaria im Vergleich zu vorher verändert?
Fabian: Gruppendynamik ist ein faszinierendes Phänomen. Und das trifft auf uns voll zu. Man tritt anders auf und hat einfach einen Partner in Crime, der ähnlich tickt und die verrückten Ideen mit einem teilt. Es hat der Kreativität und der Produktivität nochmal einen richtigen Schub gegeben. Außerdem kann man sich bei dem anderen immer Rat holen und das gemeinsame Fachwissen anwenden.
Markus: Sich mit jemand anderem mit der gleichen Leidenschaft und mit Fachwissen abzustimmen ist sehr produktiv. Es ist wichtig die jeweilige Kreativität auf ihre Realitätstauglichkeit zu prüfen und das schafft man nur zusammen. Ich würde sagen wir sind zusammen mutiger geworden, auch mal „Schnapsideen“ bis zur Marktreife zu bringen.
Markus (rechts auf dem Bild), was schätzt du an Fabian? Und Fabian, was schätzt du an Markus? Oder falls es euch leichter fällt: Womit treibt der jeweils andere euch in den Wahnsinn?
Markus: Als Spirituosen-Sommelier höre ich am liebsten den Satz von Fabian: ‚Ich hab da wieder was, das Du probieren musst.‘“ Ich schätze Fabians Kreativität und seine handwerklichen Fähigkeiten als Brenner sehr. Ich weiß, was er produziert ist von höchster Qualität und perfekt abgestimmt. Manchmal sind verrückte Ideen dabei, aber nur so kann man neue Kreationen schaffen.
Fabian: Ich schätze Markus als Mensch sehr. Mit seinem immer fröhlichen und positiven Mindset erhellt er die Destillerie jedes Mal. Unternehmerisch kann ich viel von ihm lernen, sowohl im Bereich der Sensorik zur Beurteilung von Testbränden als auch in der laufenden Produktion ist mir die Meinung und das Feedback von Markus und seinem feinen geschulten Gaumen und der Nase sehr wichtig. Das ist für mich als Master Distiller eine wichtige Unterstützung und essentiell. So entsteht die perfekte Symbiose für unsere Destillate.
Das klingt ja sehr harmonisch bei euch! Der Cielo Vermouth (Bianco, Rosato & Rosso) ist nun euer erstes gemeinsames Projekt. Warum ist die Wahl auf einen Wermut gefallen und wie lief der Prozess der Produktentwicklung ab?
Beide: Wir haben uns einen Negroni gemacht mit Gin MERI, Amaro Bassa Baviera und einem Wermut einer bekannten deutschen Marke. Er war gut, aber nicht perfekt. Er war uns letztendlich zu süß. So entstand die Idee einen eigenen Wermut zu produzieren, der eher trocken ist und die Aromen der anderen Produkte unterstützt.
Apropos Geschmack: Was ist euer Perfect Serve mit dem Cielo Vermouth Bianco?
Fabian: Auf Eis oder mit Tonic mit einer Zeste Amalfi Zitrone. Absolut erfrischend.
Markus: Im Grunde ist es ein Martini, aber ich mache mir dabei meistens nicht so viel Arbeit. 😊 Cielo Vermouth Bianco auf Eis mit Zitrone. Voller Geschmack, frisch und durch die Zitrone werden die enthaltenen Zitrusnoten unterstützt.
Euer Spirituosenportfolio umfasst mittlerweile über 15 Produkte. Geht da noch mehr? Und da wir die Antwort schon erahnen: In welche Richtung denkt und experimentiert ihr aktuell?
Markus: Auf der Finest Spirits Messe haben wir unseren Sloe-Mexcal präsentiert. Jürgen Deibel (Spirituosenexperte und Gründer der Independent Spirits Consultancy GmbH) hielt es für ein Produkt, das die Welt nicht braucht… Er hat dann aber schmunzelnd hinzugefügt: „noch nicht!“ Wir glauben, oft weiß „die Welt“ nicht was sie braucht, bevor man es ihr zeigt. Tatsächlich ist die Aromatik bombastisch und kam sehr gut an!
Fabian: Wir haben noch viel vor. Mit dem Mexcal haben wir schon gezeigt, dass es auch hier in Bayern möglich ist Mezcal herzustellen. Mich persönlich reizt unter anderem noch das Thema Whisky und Barrel Aging. Hier kannst du immer wieder neue Geschmacksexplosionen rauskitzeln und Destillate veredeln, die wahrlich einzigartig sind.
Wir sind uns sicher, dass wir noch viel von euch hören werden. Aber für heute kommen wir schon zu unserer letzten Frage, die wir all unseren Gesprächspartnern stellen: Welche drei anderen Gins (abgesehen von den Produkten des Spirits Lab Bavaria) stehen in eurer Home Bar? Und warum gerade diese drei?
Markus: Dr. Jaglas – GINseng (tolle Aromatik von Ginseng, anständiger Alkoholgehalt), Gin Sul Fogo do Sul (Spannende Noten von Mango und Chili – die Story hinter den einzelnen Batches finde ich gut), Lunatic Moon Dry Gin (Orange, Pfeffer, Kamille – spannende Komposition – super Story!)
Fabian: Manchester Gin Mother of Pearl – ein klassischer Gin aber mit Austernschalen. Die volle Dröhnung Meeresprise. Vorher noch nie so getrunken und echt geil. Kyrö Gin aus Finnland – finnischer Roggen Gin von Freunden von mir. Super Gin! Canaaïma Gin aus dem Amazonas – Hergestellt in Venezuela mit außergewöhnlichen Botanicals wie Tupiro, Acai und Copoazu. Etwas nicht Alltägliches!