ECC-Box 02/2024 - Interview mit dem Gründer des Gin Geronimo

Der Gin Geronimo ist ganz ohne Frage ein Gin, der von jeder Menge Detailverliebtheit und der geradezu alchemistischen Passion seines Founders und Master Distillers lebt. Und bei eben diesem Ginliebhaber wollten wir noch ein bisschen genauer nachhören, was Šarunas Karulis über sich und seinen Gin zu erzählen hat.

Lieber Šarunas, lass uns ganz vorne anfangen: Was hast Du so gemacht bevor Du mit dem Brennen angefangen hast?

Šarunas: Ich war DJ und habe einen Nachtclub betrieben. Meinem DJ-Partner und mir wurde das Publikum mit der Zeit aber ein wenig langweilig, also beschlossen wir, eine Whisky-Bar zu eröffnen. Das war in Kaunas (der zweitgrößten Stadt Litauens) und nach einiger Zeit zog ich in unsere Hauptstadt Vilnius, wo ich die Whisky-Bar "King & Mouse" eröffnete. Ich betreibe diese Bar schon seit 10 Jahren, habe 400 Whiskysorten auf der Karte, biete Tastings an und fördere die Whiskykultur in Litauen. Ich begann mit der privaten Abfüllung von Scotch für meine Bar. Mit jeder neuen Abfüllung wollte ich etwas Lokales, etwas Litauisches anbieten. Also begann ich, durch das Land zu reisen und entdeckte ein wunderschönes historisches Anwesen im Norden Litauens. Es wird von einem Mann betrieben, den ich zuvor auch aus der Musikbranche kannte. Es gab bereits Ideen für die Eröffnung einer Brennerei, also taten wir uns zusammen und Ende 2018 füllte die Brennerei fünf erste Drinks ab, die auf lokalen Kräutern, Gewürzen und anderen Zutaten wie lokal angebauter Roter Bete oder Thymian basieren.

Und dann vom Whiskey zum Gin? Wann hast Du zum ersten Mal Gin getrunken? Und welcher war es?

Um ehrlich zu sein, war der erste Gin nicht sehr hochwertig. Du weißt ja, die Studentenzeit... Da ich die Whiskykultur liebe, habe ich auch begonnen, mich mit der Gin-Kultur hier in Litauen zu beschäftigen. Also begannen wir, auch Gin-Verkostungen durchzuführen. Zu dieser Zeit war Gin in unserem Land noch nicht sehr populär. Ich erinnere mich, dass ich Gins wie G'Vine, Gin Mare und sogar einige exotische Gins wie Butcher oder Lobster Gins entdeckt habe.

Als Tasting-Experte und Spirituosen-Liebhaber: Was ist dein persönlicher Rat für Gin-Anfänger?

Halte Ausschau nach kleinen Destillern aus aller Welt. Es gibt so viele einzigartige Gins, die mit lokalen Zutaten hergestellt werden, dass diese Entdeckung noch überraschender ist als ein beliebiger Gin mit großem Namen.

Und damit zurück zu deinem Gin: Warum hast Du ihn Gin Geronimo genannt?

Wir machen viele Experimente mit verschiedenen Kräutern. Einige davon bauen wir in der Brennerei an, andere kommen von unserer speziellen Kräuterfarm, die 20 km von der Brennerei entfernt ist, inmitten der Felder und Wälder Litauens. Sie werden von einer Frau betrieben, die wir für eine Art Hexe halten - im Spaß natürlich! Wir haben dieselben Kräuter auch an anderen Orten ausprobiert, aber niemand kann mit der Qualität unseres von Romute (litauischer Name) betriebenen Gartens mithalten.

Auch wenn wir viele verschiedenen Kräutern ausprobiert haben, braucht es manchmal etwas Zufall. So wie die Katze, die auf dem Fenster sitzt und versehentlich ein paar Blätter der Kräuter, die auf der Fensterbank wachsen, herunterwirft. Tatsächlich ist es meine Katze, Geronimo, die für einige Kräuter verantwortlich ist, die wir in diesem Gin verwenden. Ich sag euch, es ist die berühmteste Katze Litauens - und vielleicht auch in Taiwan und Japan, wohin unser Gin exportiert wird.

Was ist dein persönliches Perfect Serve mit dem Gin Geronimo?

Wir empfehlen, das Fever Tree Indian oder das 3 Cent Tonic Water zu verwenden. Dazu eine Limettenscheibe und ein paar Blätter frische Minze. In unserer einzigartigen Version des White Negroni empfehlen wir die Verwendung von gleichen Teilen (30 ml) Geronimo, Lillet Blanc und Luxardo Bitter Bianco. Falls ihr mal die Gelegenheit habt an litauischen Birkensaft mit Minze zu kommen, könnt ihr auch den anstelle von Tonic verwenden.

Habt ihr noch andere Spirituosen in der Pipeline?

Wir haben eine limitierte Auflage eines Gin vorbereitet. Auch dieses Mal werden wir einige Pflanzen verwenden, die wir selbst im Gewächshaus in der Nähe der Brennerei anbauen. Whisky ist auch in Planung, aber dafür müssen wir noch ein wenig warten. Und tatsächlich arbeiten wir auch an einem Wodka-Rezept.

Was würdest Du sagen: Wer hat dich in deiner bisherigen Arbeit am meisten beeinflusst?

Die Natur zu entdecken und sich jedes Mal zu wundern, wie viel sie uns geben kann. Außerdem ist es das Reisen. Ich war vor kurzem ein paar Mal in Japan und habe dort unsere Getränke präsentiert. Die japanische Kultur und der sensible Geschmack sind einfach erstaunlich.

Reisen ist auch unsere Inspiration. In Litauen sind wir mit dem ECC gerade zum ersten Mal. Wie würdest Du die Entwicklung des litauischen Spirituosenmarktes in den letzten Jahren beschreiben?

Leider sind wir das Land mit den strengsten Regeln, wenn es um die Herstellung von Getränken geht. Deshalb gibt es bei uns nur wenige Brennereien und wir waren 2018 die erste Brennerei im Land. Es war ziemlich schwer sich durchzusetzen, da wir im Vergleich zu den großen Herstellern etwas teurer sind. Wir haben hart daran gearbeitet, die Leute davon zu überzeugen, dass wir hervorragende Qualität, lokal angebaute Zutaten und interessante Stories zu unseren Getränken bieten, die aus der lokalen Geschichte und Natur stammen.

Last but not least - eine Frage, die wir allen unseren Gesprächspartnern stellen: Welche drei anderen Gins (abgesehen von deinen eigenen Produkten) stehen in deiner Home Bar? Und warum gerade diese drei?

Es sind ein estnischer und ein paar schottische... Juniperium aus Estland hält die Qualität so hoch, während Darnley's View ein paar experimentelle Gins liefert: "Wild citrus" mit Sauerampfer, Äpfeln und Zitronenmelisse aus dem Garten und "Smoke and Zest" mit Lapsang Souchong-Tee für rauchigen Duft und Geschmack. Damit kann man einen erstaunlich rauchigen Negroni kreieren.

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